Siedlungsgeschichte des Amtes Balve insbesondere des Dorfes Küntrop heute eingemeindet in der Stadt Neuenrade

Quelle: Bernhard Schweitzer, Braunschweig: 

Als eine der größten Besonderheiten des Hönnetales muß die Balver Höhle bezeichnet werden. In den letzten hundert Jahren fanden mehrere wissenschaftliche Forschungen und Ausgrabungen in der Höhle statt. Alle Ausgrabungen und Forschungen, besonders die in den Jahren 1910 von Josef Pütter, in den Jahren 1925-1929 von Dr. Andee und nicht zuletzt die durch Lehrer Bahnschulte von 1934 bis zum Ausbruch des Krieges, waren für die Früh- und Vorgeschichte von großer Bedeutung. Durch die Ergebnisse der Forschungen ist einwandfrei bewiesen, daß mehrere tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung, vor Christi Geburt, das Hönnetal von Menschen bewohnt war und dass die Balver Höhle den ersten Menschen zur Wohnstätte gedient hat.

Woher kam der Mensch? Wir wissen es nicht.

Durch die Funde in der Balver Höhle wissen wir, dass viele Tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung, nach der sogenannten Eiszeit, hier im Hönnetal auch schon Menschen gewesen sind. Durch die Höhlenfunde wissen wir etwas von ihnen.

Die ersten Menschen in dieser Gegend waren nicht sesshaft. Als Nomaden zogen sie von einem Ort zu anderen, das Wild jagend und Nahrung suchend. Die Höhlen im Hönnetal waren ihnen günstig zum Unterschlupf gegen die rauhe Witterung der kalten Jahreszeit. Wo sie sich außerhalb der Höhlen in den guten Jahreszeiten gelagert haben, da finden wir heute als Zeichen ihrer Anwesenheit ihre Steinwerkzeuge und ihre Waffen.

Als an den alten Kulturstellen des Ostens, am Euphrat und Tigris und am Nil, die ersten Kulturvölker in Erscheinung traten, da mögen in Germanien die Menschen begonnen haben sich wegen zunehmender Bevölkerung außerhalb der Wohnhöhlen Wohnräume zu bauen. Und man begann in der Nähe von natürlichen Wohnhöhlen oder auch zu Wohnzwecken gegrabenen Höhlen mit dem Anbau von Getreide, mit dem Sammeln von Nahrungsmitteln für die Menschen und von Futtermitteln für die veredelten Tiere für die Wintermonate. Als im Süden Europas das Reich der Römer entstand, da waren im heutigen Germanien die Menschen sesshaft geworden. Da bauten sich die Menschen aus roh bearbeiteten Baumstämmen festgefügte Holzhäuser.

Und als das Volk der Römer auf der Höhe seiner Macht auf seinen Eroberungszügen mit den Menschen in Germanien in Berührung kam, da lernen wir aus den Berichten der römischen Geschichtsschreiber das Volk der Germanen in seinen einzelnen Stämmen und Gegenden, in seinen gesellschaftlichen Zuständen näher kennen. Von den römischen Geschichtsschreibern haben wir die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über das alte Deutschland und seine Bewohner.

Eine genaue Zeit anzugeben, wann außerhalb der Höhlen des Hönnetales die ersten Wohnungen, die ersten Höfe und die ersten Dörfer entstanden sind, ist wegen Mangels an Unterlagen nicht möglich. Die römischen Geschichtsschreiber Tacitus und Plinius berichten über die Siedlungen folgendes:
Die Wohnungen lagen in geschlossenen Gehöften willkürlich zerstreut. Innerhalb der Wohnungen lebten Menschen und Vieh zusammen. Sie bestanden aus Sommer- und Winterwohnungen, waren von roh behauenen Bäumen mit Ruten durchflochten, mit Rohr gedeckt, ohne Fenster, nur mit Tür und Luftlöchern, um den Rauch durchzulassen. Man nannte die Wohnungen Hütten, womit man heute noch einen Wohnort mit wenig Bequemlichkeit und ohne innere Einteilung bezeichnet. Die Winterwohnungen befanden sich unter der Erde. Sie waren stark mit Mist überdeckt und dienten zugleich zur Bergung der Früchte. In diesen Winterwohnungen wurde auch, wie Plinius berichtet, das Spinnen und Weben besorgt.

Als die erste und älteste Siedlung können wir mit Recht den in der Nähe der Balver Höhle gelegenen Silhof nennen, der dem später entstehenden kleinen Ort seinen Namen gab, an den uns heute nur noch der Flurname erinnert. Mit zunehmender Bevölkerung musste aufwärts, abwärts und in den Seitentälern der Hönne weiter gerodet und gesiedelt werden.
Die Siedlungen wurden genannt nach der Eigenart ihrer Lage oder sie bekamen den Namen des Ersten Siedlers an dem Orte. Aus der Zeit der Sigamberer, welche vor Christi Geburt diese Gegend bewohnten, stammen die Ortsnamen mit -heim, -hausen, -trop, -dorf. Aus der Zeit der Ampsivarier, die nach Christi Geburt ins Sauerland kamen, von welchen die Ortsnamen mit -scheid, -schede, -ohl, -singen stammen sollen, haben wir im heutigen Amte Balve nur Binolen.

Besonders zahlreich sind im heutigen Amte Balve die Ortsnamen -hausen mit einem altgermanischen Vornamen: Volcwerdinchusen, 1313 Wolchardsinchusen, Volbrehusen, 1300 Vrilinchusen, 1338 Vredelinchusen, 1444 Vrodilinchusen, 1200 Leverinckhusen, 1232 Hoveringchusen, 1372 Holthusen, 1196 Brockhusen.

Die Ortsnamen mit der Endung -trop (ist Dorf) sind Küntrop, 1107 Kugimgtorpe, Oventrop, oberes Dorf, Freientrop, freies Dorf, 1200 Blintrop, Blydetinctorpe.

Ortsnamen, welche vom Bach ihren Namen haben sind: Asbeck (heißt Eschenbach) Garbeck (Grambecke, Gaverbecke) vom Garbach, Gedenbecke, hinter Leveringhausen, Grübecke (Gruitbecke von Geröll).

Orte mit Namen, die für sich stehen und mit unerklärbaren Grundwörtern sind Affeln, Meilen, Balve, Eisborn, und Gevern.

In den ältesten Werdener Registern werden keine Orte aus dem heutigen Amte Balve genannt, aus der näheren Umgebung aber Allendorf (Aldentorpe), Kirchlinden (Linne), Rönkhausen (Roinchusen), Stiepel (Stipelo). Eine wichtige Urkunde ist die vom 13.Jan. 802, nach welcher die Güter zu Hüsten dem heiligen Ludgerus übergeben werden. Im Jahre 1068 bestimmt Erzbischof Anno II., wie viel Zehnten von den Höfen des Stiftes Werden gezahlt werden sollen, wobei auch Küntrop genannt wird (de kukuncthorpp ll.solidi pro decimis). Wir können aber mit Recht annehmen, dass fast alle Orte des heutigen Amtes Balve im Jahre 1000 bestanden haben, wenn auch keine direkten schriftliche Aufzeichnungen davon vorhanden sind.In Balve, Iserlohn und Leveringhausen stoßen wir auf alte widekindsche Besitzungen, wodurch wir für diese Orte schon bis zum Jahre 700 kommen.

Der Anfang der Siedlungen im Hönnetale geht aber noch um viele hundert Jahre weiter zurück. Das Sauerland war zu Anfang unserer Zeitrechnung sehr gut besiedelt: Durch Verrat und Hinterlist der Führer der Sigamberer bemächtigte sich Kaiser Augustus über 40000 streitbare Männer in der belgische Tiefebene. ???

Nach dem Volke der Sigamberer folgten, nach der Deportation der Krieger vom Nordosten her, die Marsen in das verödete Sauerland, die in ihrem Hass gegen die Römer den Sigamberen nicht nachstanden. So waren noch keine zwanzig Jahre vergangen, da standen die Marsen mit den Cheruskern im Jahre 9 nach Christi Geburt im Kampf mit den Römern im Teutoburger Walde. Also war zur Zeit der Marsen das Sauerland sehr gut bevölkert gewesen. Es wurde schrecklich verwüstet und auch der Stamm der Marsen fast völlig aufgerieben. Er wird in der Geschichte seit dieser Zeit nicht mehr genannt.

Wie lange mag es nun gedauert haben, bis der Stamm der Ampsivarier das verödete Sauerland ganz in Besitz genommen und alte Siedlungen wieder hergerichtet hat. Einige Ortsnamen werden ihnen zugeschrieben wie -ohl, -scheid, -schede, -singen.

Vom vierten Jahrhundert an sehen wir die Bildung der großen deutschen Völkerschaften der Franken und Sachsen, in welchen die kleineren Volksstämme alle aufgingen. Im 7. Jahrhundert begannen die Kämpfe zwischen den Franken und Sachsen, welche bis zum Jahre 800 mit dem Aufgehen des Sachsenlandes in das deutsche Reich Karls des Grossen endeten. Es begann die Christianisierung.
Durch Schenkungen an das Kloster Werden nach dem Jahre 800 ist bewiesen, dass der heilige Ludgerus in dieser Gegend missionarisch tätig gewesen war. Nicht das größere Dorf Affeln wurde Kirchdorf, sondern die kleine Siedlung auf der Höhe, ungefähr in der Mitte zwischen Hespe und Küntrop, das dann Kirchaffeln wurde und dem anderen Ort den Namen Altenaffeln lies. Affeln war der am besten im Mittelpunkt gelegene und von allen Seiten zu erreichende Ort.

Die ersten steinerne Kirchenbauten werden wohl um das 800 liegen. Das man um diese Zeit schon steinerne Kirchen bauen konnte, beweist der Bericht des Bischofs Luithard 860-886, als er dem vornehmen Manne Sidag erlaubte ein steinernes Gotteshaus zu bauen. In den ältesten Werdener Registern werden Besitzungen des Klosters im 9. und 10. Jahrhundert in der näheren Umgebung genannt. Deshalb können wir auch annehmen, dass die ersten Kirchen im Amte Balve, die Affelner und Balver Kirche, schon vor dem 12. Jahrhundert errichtet wurden. Nach Einführung des Christentums, wohl schon um 800 vollendet, hatte jedes Kirchspiel erst eine hölzerne Notkirche gehabt, bis sich die Einkünfte der Pfarreien durch Zehnten, Schenkungen und Käufe eigener Güter stark genug waren, um den Bau einer festen Kirche in Angriff zu nehmen.

Die ersten Klostergründungen, die für unsere Gegend von Bedeutung waren, waren die des Klosters Werden und das später gegründete Kloster Meschede. Nach dem Güterverzeichnis des Klosters gehörten aus dieser Gegend:

Item Curtis Lynne in parochia Eichinchusen,
Item Curtis in Gevern,
In Wetmerschede,
in Alberingchusen in parochia Eginchusen,
In Houerinchusen in parochia Balve,
in Rymbeke
Item in Keyseberge in parochia Balve.

Wann diese Güter zu Gevern bei Küntrop, Kirchlinne, Albringsen, Höveringhausen, Rimbecke und Käsberg dem Stift übergeben wurden, ist nicht bekannt. Die meisten Urkunden über die einzelnen Orte des Hönnetales hat das Archiv des im Jahre 1174 gegründeten Klosters Oelinghausen, das fast in jedem Orte Besitzungen hatte.

Um das Jahr 1300 finden wir fast in jedem Orte eine Adelsfamilie oder eine Ritterfamilie, die den Haupthof, die Curtis des Ortes, in Besitz hatte, und die zu den Landesherren im Ministerial- oder Vasallenverhältnis stand.

Ursprünglich gab es bei den Sachsen nur zwei Stände, Freie und Unfreie. Alle freien Sachsen, die an der ersten Eroberung und Verteilung des Landes teilgenommen hatten, waren mit ihren Nachkommen vollberechtigte Grundbesitzer und als solche frei und edel. Es gab bei den Sachsen keinen Adel als bevorrechtigten Stand, es gab nur Freie und Unfreie. Nur der Freie konnte echtes Eigentum besitzen. Er stand aber durch seinen Besitz nicht über den besitzlosen Freigeborenen. Dieser brauchte nur freies echtes Eigentum zu erwerben, um dann sofort ebenso „adelig“ zu sein wie der erstere.

Im Stande der Unfreien waren die „Servi“, die eigenen Leute oder Eigenhörige am meisten beschränkt, weil sie sich zu allen häuslichen Arbeiten verwenden lassen mussten. Sie waren aber nicht zu vergleichen mit den Sklaven der Römer. In Sachsen hat es eine Sklaverei wie bei anderen Völkern niemals gegeben. Der Unfreie war dem Herrn durch den Schutz, den er ihn verdankte, ebenso unentbehrlich als er demselben durch seine Dienste. Er gehörte mit zu der Familie des Herren.

Der Stand der Laten Liti, lazzi stand dem Freien viel näher. Sie hatten auch kein Eigentum und waren dem Herrn hörig. Diese Hörichkeit bezog sich weniger auf ihre Person als auf den Boden, den sie bearbeiteten, weshalb sie auch Coloni genannt wurden. Gegen Abgaben oder Ackerdienste bewirtschafteten sie sonst unbeschränkt die Curtis oder Mansis der Freien. Der Late gehörte mit seinem Gute immer zu einem Haupthof und wurde auch mit diesem veräußert. Der Begriff des Adelsstandes war auf wenige Geschlechter beschränkt. Es gehörten auch alle anderen Geschlechter dazu, die sich durch großen Güterbesitz auszeichneten, ohne Grafenämter zu bekleiden. Aber auch alle anderen Freien, die mit den Grafen und Dynastien den freien Stand gemein hatten, gehörten von Rechts wegen zum Adel. Die gering begüterten gemeinen Freien wurden schließlich mit der Heerbannpflicht und Kriegsdiensten mehr belastet, bis sie sich entschlossen dem Herrn ihr Besitztum zu Eigen zu übergeben, um es dann als Lehen oder Ministerialgut wieder zu empfangen. Sie genossen dafür den Schutz ihres Herrn und die Vergünstigung, mit unangemessener Heeresfolge verschont zu bleiben.

Die besitzlosen Freien waren ihrem Stande nach den reichsten und edelsten Herren gleich, aber schon der Umstand, dass sie seit der Herrschaft der Karolinger nur als Eideshelfer, nicht als selbständige Zeugen von Gericht auftreten konnten, stellte sie unter ihre bisherigen Standesgenossen und nötigte sie dadurch, entweder immer in unmittelbaren Reichskriegsdiensten unter den Grafen zu bleiben, oder sich in den Schutz eines mittelbaren Herrn zu begeben, um als Vasall ein Kriegslehen oder als Ministerial ein Dienstlehen zu erlangen.

Diese Entwicklung ging nach dem Jahre 1000 mit Riesenschritten weiter. Besonderes nach der Teilung der Grafschaft Westfalen, als aus derselben die kleineren Grafschaften Arnsberg und Altena hervorgingen. Der Ritterstand, der sich aus dem niederen Adel bildete, der seinen Besitz dem Territorialherren zu Eigen übergeben und als Lehen zurückerhalten hatte, kam in den folgenden Fehdezeiten empor. Die Hauptleidtragenden bei den vielen Fehden waren immer die bäuerlichen Bewohner der Landes.

Nur sehr wenige Hofesbesitzer hatten es bis zum Jahre 1600 fertig gebracht, ihren Besitz auch frei zu erhalten . Wir haben heute noch Familien, die ihre Abstammung von einem solchen freien Bauerngeschlecht klar nachweisen können, die also in Wirklichkeit höher stehen, als die Geschlechter mit dem Adelszeichen. Der ganze Ministerialadel, die Ritterschaft war in Wirklichkeit hörig, die Nachkommen dieses freien Bauernstandes aber niemals.
Für die Siedlungsgeschichte, für die Geschichte eines jeden Ortes sind die Markenrollen und Mastregister von großer Bedeutung. Die geben Auskunft über die Zahl der Höfe, über ihre Grosse, und sie nennen uns die Namen der ältesten Besitzer. Wenn in ältester Zeit ein Siedler seinen Hof baute, dann stand es ihm frei, sich dazu einen Ort zu wählen, wie es ihm beliebte. Das gerodete Land ging in seinen persönlichen Besitz über. Anders war es mit dem Wald, der immer gemeinschaftlicher Besitz der Markengenossenschaft blieb. Der Name Mark bedeutete dann nicht mehr das Gebiet eines ganzen Volkstammes, sondern das einzelner Höfe und Dörfer, welche eine Gemeinde bildeten. In den großen 3 Gaumarken entstanden kleine Markengenossenschaften entweder einzelne Centgaue (Hundertschaften) oder gar für einzelne Zehntschaften (Dacanien).

Es ist wohl mit Bestimmtheit anzunehmen, dass sich die Teilungen vor der Zeit der Karolinger, vor dem achten Jahrhundert ereignet haben. Zu dieser Vermutung bringen uns die Grenzen der Herscheider, Geverner und Balver Mark. Die Gevener Mark (benannt nach dem ausgegangenen- wüsten- Ort Gevern bei Küntrop) umfasste halb Leveringhausen, Halb Garbeck, Höveringhausen, Benkamp, Blintrop, die Hödinhauser Höfe, Gevern, Küntrop, Freientrop bis an die Lenne, Lenne abwärts, Kettling, Werdohl, Üterlingsen, das alte Dorf Rade (jetzt Neuenrade), Dahle, der Giebel-ein großes Waldgebiet- Gedenbeke bis nach Leveringhausen. Die Herscheider und die Geverner Mark lagen in zwei Ländern, in der Grafschaft Mark und in der Grafschaft Altena, die vor dem Jahre 1000  geteilt wurden. Wären die Teilungen der alten Gaumarken nach der Grafschaft Westfalen vorgenommen worden, dann hätte man dabei wohl auf die neuen Landesgrenzen Rücksicht genommen, und die Markengrenzen wären wohl mit den Landesgrenzen verlaufen.

Der ganze Wald gehörte zur Mark, war also gemeinschaftlicher Besitz. Die Markenbeerbte (Markenberechtigte) waren als solche, vermöge??? ihrer Güter, zur Teilnahme an allen Nutzungen, die die Mark gewährte, berechtigt. Der Inbegriff dieser Berechtigung wurde Echtwort (Echtwerk, Echtwaren) genannt. Ein solches Echtwort war notwendig mit dem Besitz eines Gutes oder Höfe verbunden, und konnte nur mir Einwilligung des Holzgrafen als Markenherrn und der übrigen Markgenossen getrennt werden, musste dann aber sofort wieder auf einen anderen Hof übertragen werden. Wer also nicht im Besitz eines Hofes war, konnte niemals eine Berechtigung in der Mark erlangen. Unter den Nutzungen, die die Mark gewährte, galten als die vorzüglichsten:

1. Die Mast. Die riesigen Eichen- und Buchenbestände lieferten in guten Jahren Mast im Überfluss. So oft es eine Mast gab, war eine Vereinigung der Markengenossen darüber erforderlich. Neben dieser gemeinen Mastberechtigung aller Beerbten gab es noch einige besondere für diejenigen unter ihnen, die ein Scharamt bekleideten. Auch die Scharämter waren mit einem Hof verbunden. In der großen Gevener Mark waren 24 Scharen. Wenn es in den Gevener Markenrollen heißt: „ein vierundzwanziger“, so war mit dem Hof ein Scharamt verbunden. Sämtlich zur Mast eingetriebene Schweine wurden mit dem Brandeisen, das die Scharmänner verwahrten, gekennzeichnet.

2. Das zur Bewirtschaftung ihrer Güter nötige Brandholz wurde nach dem Bestande der Höfe ermessen. Die nähere Regelung des Bedarfs wurde auf den Holtdingen vorgenommen, dabei wurde immer darauf geachtet, dass weder Eichen, noch sonstiges fruchtbares Holz, mit Ausnahme der Windfälle, zu Brandholz gehauen wurden.

3. Jeder Beerbte erhielt das zu den Gebäuden und Ökonomie seines Hofes nötige Bau- und Geschirrholz. Auch dieser Bedarf wurde auf den Holtdingen unter dem Vorsitz der Markenrichter reguliert. Die zum Hauen bestimmten Bäume wurden sowohl mit dem Hammer des Holzgrafen als mit dem Beil der Scharmänner gezeichnet.

4. Hatten die Beerbten das Huderecht in der Mark, und zwar für Schweine und für Schafe und Rindvieh. Wenn nicht genug Eckerich ( Früchte der Eichen und Buchen) gewachsen war wurde eine Sprengmast eingelegt.

In der Gevener Mark war der Graf von der Mark- Altena oberster Markenherr, trotzdem die Gevener Mark zu 3/5 in der Grafschaft Arnsberg lag. Als Markenherr hatte er für sich vorab die Jagd, das Recht der Vortrifft in der Mast und den dritten Teil der Eisenerze, die in der Gevener Mark gefunden wurden. Auch in der Balver Mark hatten die Grafen von Altena besondere Recht an Bauholz für die Schlösser und Mühlen in der Grafschaft Altena. Die Balver Markenbeerbten erkannten dieses Recht niemals an, weshalb es immer zu Grenzstreitigkeiten kam.

Die Grenzen der Mark wurden, da man noch keine Landkarten kannte, durch Begehungen in lebendigen Andenken gehalten. Bei diesen Schnadezügen wurden Bäume, Steine und Dämme an geeigneten Stellen gesetzt, um die Grenze äußerlich zu kennzeichnen.
In dieser Verfassung erhielten sich die Marken bis gegen das 18.Jahrhundert. Über die Namen der Beerbten in der Mark, über die Güter und Höfe und der daran klebenden Zahl der Echtwerke, über alte verschwundenen Ortschaften und Höfe, über das Alter verschiedener Familien in den Dörfern und auf den Höfen geben uns die erhaltenen Markenrollen der vergangenen Jahrhunderten gute Auskunft. Sie sind wertvolle Dokumente zur Heimat und Familienforschung. Die älteste erhaltene Markenrolle der Gevener Mark, die ohne Jahr und Datum ist, gibt die Namen der Höfe aus der Zeit von 1300-1400 an. Wie nehmen aber nur den Teil der Mark der im Gebiet der Grafschaft Arnsberg lag. Wörtlich heißt es:
Die Gevener Mark hevet eune Richter und vierunzwanzig Scharren, und wanner dar en stirvet und dan ein ander gesath werth, die sall einen Graven van der Mark laven und schweren, die Marke und Erven by rechte tho halden dath Gerichte in der Marke sall man hegen und sitten, von Wegen der Grafen von der Marke und der Erven. Voth worden darjenige Isern steine gefunden, die derdetheil ist des Grafen von der Nark und zwey dritte der erven, oik van dar Eckeren offte Mäste worde. So dreywet die Greve von der Mark syne Schwyne  vor und Erven na, und dar doet man einen Herden tho.tho hoeden.

1. Dahle, 2. Neuenrade, 3. Gevern

Item des Boelen gutt tho Gevern 6 echtwert
Item Schlipinges tho Gevern 3 echtwert
Item Herbert Taschen guth tho Gevern 3 echtwert
Item die Hellpoth 1 echtwert
item der hangelchen gutt tho Gevern
Item Reppel tho Gevern
item Fackeringes gutt tho Gevern
Item Müggenbrauchs tho Gevern
Item die Hofe guth tho Gevern


4. Benkamp. 5 . Niederen Hof. 6 . Werdohl. 8. Garbeck. 9. Höveringhausen.
10. Brockhausen. 11. Blintrop. 12. Hüingen. 13. Küntrop

 

Item die Hof tho Oventrop in die Kerke tho Altena gehörig 1 Echtwert
Item tho Nieren Freysendorp 1 Echtwert
ltem Friehof tho freiysendorp 1 Echtwert
Item die Brome zu Küntrop 1 Echtwert
Item das langscjeder guth tho Küntrop 1 Echtwert
Item das Ketteier guth tho Küntrop 1 Echtwert
Item Wöstenhof tho Küntrop 1 Echtwert
Item Schaden guth tho Küntrop 1 Echtwert
Item Vebelen guth tho Küntrop 1 Echtwert
Item des Steinwerten tho Küntrop 1 Echtwert
Item das Freyguth so hans vorm Kerkhofe heft 1 Echtwert
Item uf der sollpotten hefft Gerskamp 1 Echtwert


Das sind die ältesten Namen der Höfe der Gevener Mark besonders die Orte Gevern und Küntrop in der Alten Grafschaft Arnsberg, Namen der Höfe vor 600 Jahren. Verschwunden ist das Dorf Gevern mit seinem Haupthof und den neun anderen Höfen, von denen wir durch die Markenrollen noch sämtliche Namen wissen, bei der Markeneinteilung vor dem Jahre 1000 der bedeutenste Ort im Hönnetale, weil nach ihm die Mark benannt wurde. Still und verträumt liegt der Platz des alten Haupthofes inmitten der Gräfften??? und ladet ein zu träumen.

Die zweite Gevener Markenrolle ist aus der Zeit vor 1600. Sie nennt auch noch die Urnamen der Höfe, nennt auch schon die Namen der zeitigen Besitzer. Wir finden auch schon Hof- und Familiennamen, die uns heute noch bekannt sind.

Küntrop

Zu Oventrop der Hof

1 Echtwort
Item zu Niederen Freisentrop.dar der Tönnis Tan wohnet 1 Echtwort
Item Kuhlink zu Niederen Freisentrop,mein Ur…-großvater 1 Echtwort
Das freye Gut zu Niederen Freisendorp 1 Echtwort
Die Bole zu Küntrop 1 Echtwort
Stüveken 1 Echtwort
Düsterhoff  1 Echtwort
Das freye Gut da der Scheper auf wohnet 1 Echtwort
Die Berbome, da Hennemann Muschert auf wohnet 1 Echtwort
Der Schaden Gut, dar Jürgen von Holthausen aufwohnet,
deren Rechte wieder eingedediget
1 Echtwort
Der Kirchen Guth,da Heynemann Mass nu tor tyt auf wohnet kommt der
Kirchen half tho und Volpert Niggenar half deren ein mit Rechte wieder eingedediget
1 Echtwort
Das freye Gut, da Bemdt Kessberen auf wohnet-Zwei mit Rechte wieder eingedediget 2 Echtwort
Des Boners Guth 2 Echtwort
Item Allerhofes 1 Echtwort
Item Knoken Guth 1 Echtwort
Des Lopennickers Guth, Ludwig Blomeken thobehorig 1 Echtwort
Das Freye Guth.dass Hans under dem Kerkhofe Underhat 1 Echtwort


In dieser Markenrolle stehen die ganzen Berechtigungen von Gevern bei der Stadt Neuenrade. Deshalb muss man annehmen, dass die Markenrolle nach dem Sümmerschen Vergleich im Jahre 1561 geschrieben wurde. Von den alten Haupthöfen in der Gevener Mark, den Alten Curtis, besteht heute nur noch einer, Hof Berentrop bei Neuenrade, und auch dieser nicht in seiner ursprünglichen Grosse. Aus der Curtis Freientrop sind die Höfe Tan und Severing entstanden. Die Reste der Curtis Gevern kamen nach 1800 an den Hof Plassmann-Allehof.

Manche Stadt, mancher Ort kann ein sehr hohes Alter nachweisen. Wir haben viele Städte, die ein Alter von 6 – 8  Jahrhunderten nachweisen können. Sehr selten sind in Westfalen die Städte mit 900 Jahren. Viele kleine Dörfer, die jahrhundertelang abseits der großen Verkehrstrassen lagen und deshalb in der Entwicklung zurückgeblieben waren, haben ein urkundlich nachweisbares Alter von 900 Jahren und noch weit darüber. Über 900 Jahre ist das Dorf Küntrop nachzuweisen.

Im Jahre 1065 verordnete Erzbischof Anno ll. wie viel Zehntlöse von den Höfen des Stiftes Werden in Westfalen und Engern entrichtet werden sollte. Hierbei genannt werden Küntrop, Allendorf und Kirchlinne, und zwar „de Kukunctrop II sol. pro decimis!“. Die ältesten Werdener Register beginnen mit dem Jahre 793. In diesen Registern sind schon die Werdener Besitzungen in Allendorf, Kirchlinne und andere Ortschaften der Umgegend angegeben. Am 13 Januar 802 wurden dem Kloster Werden Güter in Hüsten geschenkt. Wir können also annehmen, dass die Schenkung von Küntrop auch lange vor dem Jahre 1000 geschah.
In den folgenden Jahrhunderten hören wir nichts von Küntrop. Erst die ältesten Gevener Markenrollen aus der Zeit vor 1400 nennen uns die Güter der Bauernschaft Küntrop.

Nach dem Verzeichnis über den Bestand der Grafschaft Arnsberg war ein Ministeriale Alexander von Erwitte mit einem Gut in Küntrop belehnt. Von diesem Gut hören wir später nichts mehr. Bedeutender wie die Geschichte der Siedlung Küntrop ist in alter Zeit die Geschichte von Gevern. In der heutigen Feldmark von Küntrop, an der Hönne, in der Nähe der Schöntaler Fabrik liegt die Flur Gevern. Rechts des Weges nach Garbeck vor der Hönne liegt ein mit einem Wassergraben umgebener Platz, unterhalb eine alte Mühle. Hier ist historischer Boden, hier hat der gräflich-arnsbergische Haupthof Gevem gestanden und auf der Feldflur Gevern stand in alten Zeiten das Dorf Gevern der Hauptort der Gevener Mark, in welcher die Berechtigungen von Werdohl, Neuenrade, Dahle, Leveringhausen, Garbeck, Höveringhausen, Benkamp, Hödinghausen und Küntrop lagen.

An der Grenze zwischen den beiden Ländern Arnsberg und Altena, später kölnisch-märkische Grenze, war ständig Kriegszustand. Das Haus Gevern wurde in der Fehde zwischen dem Grafen von Arnsberg und Altena im Jahre 1352 zerstört. In diesem Jahr lies der Amtmann Gert von Plettenberg die Stadt Neuenrade bauen. Auch das Dorf Gevern wurde in der Fehde zum großen Teil zerstört. Die Bewohner des alten Dorfes Rade konnten die neue Stadt nicht bevölkern. Es gelang Ihnen, die Besitzer der Gevener Güter dazu zu bewegen, dass auch sie sich meistens in der neuen Stadt ansiedelten. Nun beanspruchte Neuenrade das ganze Gebiet von Gevern als märkisches Gebiet. Am 3. Oktober 1561 wurde der bekannte Sümmersche Vergleich geschlossen, der gegen altes Recht das Gebiet von Gevern mit dem alten gräflichen Haupthof den Neuenradern auslieferte. Mit dem Sümmerschen Vergleich waren die Bewohner des kölnischen Landes nicht einverstanden. Wenn es auch nach 1600 infolge der Kriege, Pest und allgemeine Notjahre hier an der Grenze ruhiger wurde, so begannen nach 1700 wieder die Raubzüge der Neuenrader.

So gab es dauernd Plenkeleien und Raubzüge, denn der märkische Droste war Vogt des Haupthofes zu Blintrop, und der Pfarrer bezog Abgaben von drei Gütern in Küntrop und Altenaffeln. Der Kirche zu Altena gehörten die Güter Oventrop, Severin, Tan und Kühling zu Küntrop, Lohmann zu Affeln, Lohschulte, Bröcker in Altenaffeln. Dieses Durcheinander brachte wieder Streit. Die Regierung in Arnsberg schien in der Sache nachgegeben zu haben, und es folgten einige Jahre der Ruhe. Die kleviechen Regierung sah ein, dass diese Zustände immer haltloser wurden. Die Kirchengüter in Affeln, Altenaffeln, Küntrop und Blintrop brachten nichts mehr ein. Die Abgaben wurden zwar nicht mehr beschlagnahmt, aber sie wurden von den Colonen nicht mehr bezahlt, und das Gericht zu Balve griff auf die Klagen der Kirchen zu Altena und Neuenrade nicht mehr ein.

So zeigt die Geschichte der Ortschaften hier an der kölnischen Landesgrenze kein schönes Bild von den Zuständen der Kleinstaaterei. Wenn man nicht urkundliche Belege dafür hätte, was alles von beiden Seiten geschehen war, dann könnte man es kaum für möglich halten. Grenzstreitigkeiten, Streit um Grund und Boden können es niemals entschuldigen, dass jungen Hirten der Kopf gespalten, das Männern beide Arme abgeschlagen wurden und das es zu Mord und Totschlag kam.
Nach der Säkularisation kam das alte kölnische Land an Hessen, und denen muss man nachsagen, dass sie hier an der Grenze etwas Ordnung geschaffen haben. Die Flur des alten Dorfes Gevern kam mit dem Haupthof an die Gemeinde Küntrop.

Wenn wir über Küntrop auch schon Nachrichten aus der Zeit um das Jahr 1000 haben, so wissen wir aus den späteren Jahrhunderten nicht mehr, als uns die Markenrollen und das Pfarrarchiv Affeln darüber berichten. Die Namen der Höfe um das Jahr 1400 sind mit den heutigen Höfen nicht mehr zu identifizieren. Mehrere alte Höfe sind vollständig zersplittert, und aus den Splittern verschiedener alter Höfe hatten sich neue mit anderen Namen gebildet. Von den heutigen Namen in der Gemeinde Küntrop nennen die Affeier Kirchenbücher:
1482 bei einer Schenkung an die Kirche zu Affeln Hermann Käseberg als Kirchmeister und Hermann dey Schulte to Versendorpe
1487 Hanz Voderholz als Kirchmeister und Heinemann von Fresendorpe als Zeugen bei einem Verkauf von Grundstücken an die Kirche.
1536 kauft die Kirche zu Affeln den “ Kersenkamp gelegen beneden Küntrope,den zur Zeit Diedrich Külynk unterhat“.
1584 auf Petri Kettenfeier kaufte der Pastor Bernhard Marke mit Consens des Lehnsherrn Hermann von Werminghausen zu Langenholthausen ein Viertel des Stüveken Gutes von Johann Menger zu Neuenrade und Jakob von Dahle.
1602 wurde ein anderes Viertel von Gert auf dem Winkel erworben.
1607 verkauft Bern Stüveken auch den Rest des Gutes an die Kirche.

Nach dem Lagerbuch des Pfarrers Brune in Affeln besaß die Kirche zu Affeln das Wortmanns Gut, Kempmann und Bernd Stüveken. Dem Pfarrer zu Affeln gehörte das Priggels Gut. Zur Vikarie B. M. V. Affeln gehörte das Nuerners Gut in Küntrop.
Ein Kolonat Gut der von Werminghausen zu Langenholthausen war das Schawes Gut. (Aufgegangen im heutigen Allhof). Das Kalthof (Schmöle) Gut gehörte der Kapelle in Garbeck.
Den ursprünglichen Grundherrn des Gutes Voderholz kann nicht festgestellt werden.
1741 den 15. Dezember verkaufte Bürgermeister König zu Schwerte das Gut Voderholz an Diedrich Rademacher genannt Voderholz und seiner Hausfrau Anna vom Brink, deren Nachkommen das Gut heute noch besitzen.
Zu der heutigen Gemeinde Küntrop gehörte die Bauernschaft Freientrop.
1386 gründete Graf Engelbert III. von der Mark die Klusenkapelle zu Altena und überwies ihr die Einkünfte seiner Höfe Than und Severin zu Freientrop und des Hofes Oventrop. Aber auch der vierte Hof zu Freientrop Kühling mit den beiden zugehörigen Kotten Pipermann und SItehof ??? hat ursprünglich dem Grafen von der Mark oder deren Vorfahren, den Grafen von Altena gehört, die ihre Ministeriale mit dem Hofe belehnten. Nach 1300 besaß ein Ritter von Altena und der bekannte Chronist Levald den Külings Hof. Zwischen den Jahren 1310-1318 haben die beiden den Külings Hof mit den zugehörigen beiden Kotten der Kirche zu Altena vermacht. Die Grafen von der Mark und ihre Vorgänger, die Grafen von Altena, waren also ursprünglich Grundherren der ganzen Bauerschaft Freientrop gewesen. Nach 1386 gehörte ganz Freientrop mit Oventrop der Kirche zu Altena und der Klusenkapelle. Die einzelnen Höfe wurden nach 1730 von den Erbpächtern als freies Eigentum erworben.
Nach dem ältesten 1626 angelegten Lagerbuch der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Altena, war das Kühlings Gut „zu Freientrop unter den Kapellen“ auf 12 Jahre mit gewöhnlicher Vorheuer zu gewinnen und gab an jährlicher Pacht 1 MItr Roggen, 1 1/2 MItr. Gerste, 1 1/2 Habern, 1/2 Scheppel Erbsen, 1 Schwein nächst den besten und 6 Hohner, allhie binnen mit Altenaischen Massen gemessen. Dabei beklagte sich der Pastor schon damals, dass der Pächter“ niemalen Gerste, sondern jedes Jahr schlimme schwarze Haber geliebert habe“.

Trotzdem konnte sich der Pächter in dieser Zeit auf dem Gute nicht halten. Eine formelle Erneuerung des Pachtvertrages wurde nach Ablauf der vereinbarten Pachtzeit im Jahre 1646 scheinbar nicht mehr vorgenommen. Man  hat den Pächter wohl ohne Vertrag so lange auf dem Hofe weiterwirtschaften lassen, wie es eben ging. Und wie auf Kühlings Gut, so waren die Verhältnisse in dieser Zeit auf allen Pachtgütern. Es konnte eben keiner mehr zahlen. In der letzten Zeit des Krieges sah es hier in den Bergen des Sauerlandes traurig aus. Aber auch die Wiederkehr friedlicher Zeiten nach dem Abschluss des Westfälische Friedens im Jahre 1648 konnten dem Pächter Kühling noch nicht helfen.
Im Jahre 1650 wurde er als gänzlich verarmt bezeichnet. So nahm man in Altena gern die sich bietende Gelegenheit wahr, das entlegene schwierige Gut gegen ein näher gelegenes von ungefähr gleichen Werte zu tauschen. Wenn der Pächter Kühlung I650 als gänzlich verarmt bezeichnet wurde, so ist er doch auch bei den Plettenbergern auf dem Hofe geblieben. In diesem Jahr waren noch keine Pächter für so große Höfe zu finden. Es scheint aber, dass im Bestand des Haupthofes Veränderungen eingetreten waren, denn in dem Schatzungsregister zur Türkensteuer im Jahre 1863 steht Kühlings Hof in der zweiten Klasse, Altehof in der dritten und Pipermann in der vierten. Die beiden Kotten blieben in der Folgezeit immer getrennt. Aus dem Kotten Altehof, der in der zweiten Gevener Markenrolle schon mit einem Echtwert genannt wurde, entstand der heutige große Allehof. Der Kotten Pieperhof wurde später aufgelöst.
Die Hausstelle kam zum Hof Tigges, heute Stork. Urkundlich nachzuweisen ist die Familie Kühling auf dem Hofe bis zum Jahre 1536.
Aus dem zum Hof Kühling gehörenden Kotten Altehoff entstand in zwei Jahrhunderten ein großer Hof. In den Blättern zur näheren Kunde Westfalens, Jahrgang 1879 steht ein Artikel über den Hof Allehof in Freientrop. Darin wird angegeben: Johann Allefof lies sich als Brinksitzer am Kreuzungspunkt der alten Strassen von Frankfurt nach Iserlohn und von Kassel nach Köln nieder und trieb Fuhrmannswirtschaft.
Dieser erste Allehof wird der Vater des in der Urkunde von I650 genannten gewesen sein, der auf dem zum Kühlings Hof gehörenden Kotten Allehof oder Althof gesessen hat, den er und seine Vorfahren als Pächter von der Kirche in Besitz hatte, und der zu Küntrop unter der Kapelle lag, also am Kreuzungspunkt der Landstrasse.

1783 waren auf dem Allhof ein neues Wohnhaus und neue Ökonomiegebäude erbaut, die im Jahre 1905 durch Großfeuer zerstört wurden. Vom Bauunternehmer Termier aus Lüchteringen an der Weser wurden dann sofort die jetzigen Gebäude errichtet.

Im 30jährigen Krieg hatten die Höfe in Küntrop schwer gelitten und standen anscheinend zeitweise leer. So berichtet eine Urkunde vom Hof Oventrop, der am 7. Juni I635 „gemessen“ wurde: Haus und Hof, neben Backhaus, Spieker, Schoppen, Rind- und Schafstall, so jetzo unbewohnt und von den Kriegsleuten ruiniert und verdorben
1 .die Garte, so jetzo unbesamt liegt,
2. die Wiese unter dem Hof,
3. die Wiese boven dem Hof,
4. 6 Schepelse Erbland wieder ausgemessen nächst dem Hofe,
5. das Land boven dem Hofe und boven der Wiese, das lange Stück und Schwalsten Stert und von der Landwehr,
6. das Land von der obersten Steinert,
7. das Land auf em Huesel,
8. das Land auf dem steinern Sundern,
9. Im Kohlsiepen, so bewachsen mit Heed (Heidekraut) und Büschen,
10. Unter dem grossen Stück am Sundern mit Heed und und Büschen bewachsen,
11. Unter dem schmalen Hagen, so bewachsen mit Heed und Büschen,
12. Am Kellerhalse,
13. Das Kämpchen mit den Eichbäumen im Unterhagen. Die Berechtigung im Freientroper Hagen.

Ein Echtwerk in der Gevener Mark. Diese Urkunde gibt uns die richtige Auskunft über den Zustand vieler Bauernhöfe in dieser Zeit. Die Gebäude von den Kriegsleuten ruiniert und verdorben. Der Hof unbewohnt, der Garten unbesamt, viele Länder mit Büschen und Heidekraut bewachsen.
Die Gemeinde Küntrop liegt in der alten Pfarrei Affeln, von der Pfarrkirche über drei Kilometer entfernt. Im Orte bestand schon im Jahre I497 eine Kapelle, die in diesem Jahre ein Land unter dem Willenberge bekam. Weil diese Kapelle verfallen war, wurde 1777 eine neue gebaut. Die Kapelle wurde nicht auf dem Gute Allhof gebaut, wie es im Buch der Pfarrei Affeln heißt, sondern von des Besitzern des Gutes Allhoff. Wir haben bei den Höfen Kühling und Allhof gesehen, dass der Hof Kühlung und der dazugehörige Kotten Althof 1650 laut Urkunde unter der Kapelle lagen. Also ist 1777 die neue Kapelle auf der Stelle der alten Kapelle gebaut, was jeder Ortskundige nach dem Wortlaut der Urkunde bestätigen wird.
Die alte Kapelle war ein schmuckloses Gebäude mit geradem Chorabschluss, einem Dachreiter, Flachbögen in den Fenstern, Rundbögen in den Eingängen. 1937 wurde mit dem Um- und Erweiterungsbau begonnen, und die Gemeinde hat heute ein schönes Gotteshaus. Der Ortsunkundige wird den Anbau an der neuen Kirche für eine bauliche Erweiterung halten. Dem ist nicht so. Dieser Anbau ist die ursprüngliche, zur Zeit des Barock erbaute Küntroper Kapelle. Erst als Küntrop eine eigene Kirchengemeinde wurde, hatte der überall bekannte Kölner Dombaumeister Dominikus Böhm die alte Kapelle so geschickt in den Kirchenneubau einbezogen, dass diese architektonische Leistung von seinen Fachkollegen oft bewundert wird.
Am 29. August 1997 feierte die Gemeinde Küntrop die 500 Jahrfeier der Kirche St. Georg mit einem Festgottesdienst in der Küntroper Schützenhalle, ein Orgelkonzert in der Kirche, und ein Pontifikalamt mit dem Erzbischof Kardinal Meisner, Köln. Küntrop liegt in der Talmulde, die vom Bornstück bis zum Kalthof reicht, überragt vom ca.50 m hohen Hümling (Hümli). Es liegt geduckt und behütet an der Nordseite diese Hügels. Es lag nichts näher, als hier eine Siedlung zu gründen. Da Wasser vorhanden war, und zwar ziemlich oberflächlich, denn um 1920 gab es auf dem Bornstück außer dem 1902 gebautem Wasserwerk einen Brunnen von dem ein Rohr in den Kuhstall von Muschert gelegt war. Ein zweiter offener Brunnen, höchstens 75 cm tief lag am „Käsebrigs Hius“, „Dalmes Fauer“.
Unterhalb des Dorfes nach NW nach N und nach O liegt das tiefgründige Ackerland, das von den Landwirten bewirtschaftet wurde und wird. Es sind Hochflächen Lehme mit Gesteinsschutt der letzten Eiszeit im Bereich des Neuenrader Bahnhofs, der unteren Welmeke, im Nord- und Ostteil von Küntrop und beiderseits der Eisenbahn zwischen Balverstrasse und Hönnestrasse. (Dinneike).

Hohlwege gibt es in Küntrop eine ganze Menge:
Hohlweiden. Bornstück, Kirchstrasse, Dinneike, in der „Hoale“ (hinter Griesenbruch, Konredel, Schweitzer, Linn, Bullert), vom Schöntal nach Leveringhausen und in die Winterlit, nach Berentrop (Eiserweg) von der Kirchstrasse zum Willenberg, von Freientrop über Severings-Schultenhof nach Oventrop (Werdohl).

Schon früh etwa nach I600 (30 jähriger Krieg) reichte der Verdienst nur aus der Landwirtschaft nicht mehr aus, sodass auch handwerkliche Betriebe entstanden so zum Beispiel: Tönnis in der Schmitten als Schmid, oder der Johann Pieper vom Kühlingshof übte den Schuhmacherberuf als Nebenberuf aus.
Dieser Beruf wurde anscheinend weiter vererbt bis zum Kasper Kühling, der 84 jährig in Küntrop verstarb. (Mein Urgroßvater geboren I797).

Wichtig für die Geschichte eines jeden Ortes sind die Flurnamen. Sie sind seit altersher mündlich überliefert, kaum durch schriftliche Festlegungen. (Landvermessungen, Separation). Viele alte Flurnamen können heute nicht mehr gedeutet werden. Der Volksmund hat viele Namen in der alten Sprache aus dem Mittelalter und Neuzeit erfunden, geprägt und überliefert aus der Orts-, Kirchen-, Siedlungsgeschichte, von Krieg und Frieden, Unglück und Glück, von Gericht und Recht. Viele Flurnamen sind entstellt von Feldmessern und Katasterämtern, die das Plattdeutsche ins Hochdeutsche übertragen haben. Man muss diese Namen so schreiben, wie sie von den ältesten Einwohnern gesprochen wurden. Die Separation mag Vorteile haben, aber die Flur hat Schaden genommen. Wer kennt heute noch die Dinneike als nutzloses, brachliegendes Feld mit Lehmkuhlen und -löcher mit Ginsterbüschen und Magerrasen bis tief in die Äe.

Elsternnest: dazu ist nichts zu sagen. Es sagt das Wort.
Sperbrink: ein leicht ansteigendes Feld.
Timmersknap: Bedeutung liegt im Wort. Er könnte mit Bauer Timmermann aus Küntrop zusammen hängen.
Franzosenschlade: ein ebenes Gelände, auf dem die Franzosen einmal lagerten.
Romberg: ein Berg, Rom kann nicht gedeutet werden.
Schamert: wahrscheinlich ein ganz altes Wort für ein Feld, das schon vor der Gevenermarkenrolle (um 1000) bestanden hat.
Heiereiche: dort haben früher Eichen gestanden.
Auf der Heide: Bedeutung liegt im Wort.
Hahnenbeuken: das Wort könnte auf Buchen zurückgehen. Hahnen kann nicht mit Hahn (Hühner) zusammenhängen. Eine Lautverschiebung wahrscheinlich, auch mit Hahn (kleines Wäldchen in Verbindung zu bringen.
Haferstück: dazu ist nichts zu sagen.
Fehrenschlade: ebenes Feldstück.
Saukamp: Kämpe waren eingezäunte Stücke. In diesem Falle wurden Schweine eingepfergt.
Webel: keine Deutung, altes Wort.
Dinneiken: hat natürlich mit Eichen zu tun. Es sollen früher drei große, alte Eichen dort gestanden haben. In meiner Jugend stand dort noch ein jüngerer 1 1/2 m hoher Eichenstumpf, hohl und ausgebrannt, wahrscheinlich vom Blitz getroffen. Neben der Eiche waren tiefe Gruben, aus denen die Bauern Lehm holten, um für ihre Decken in ihren Häusern aus Lehm, Heu und Stroh umwickelten eichenen Leisten und Latten eine Wärmedämmung zu erhalten. Gefache ??? in den Fachwerkhäusern wurden auch damit ausgefüllt. Aber schon vor 1800 wurden Mauern aus Grauwacke errichtet.
Heiligen Born und Heiliges Feld: ein heiliges Feld gibt es in sauerländischen Orten öfter. (Garbeck). Das Feld gehörte meistens den Kirchen, damit sie ihren Aufwand decken konnten. Zur Pfarrei Affeln gehörte Priggel, Maas, Beerbaum (Muschert) das Kettlersche Gut. Zur Kapelle Garbeck der Kalthoff. Zur Kirche Neuenrade Remmert (früher Maas).
Kollenrode: Rodeland (urbargemachtes Land). Kolle könnte ein Ort bedeuten.
Schlade: ein ebenes Land.
Steinert: ein Land mit viel Steinen.
Kohlgraben: dazu ist nichts zu sagen.
In der Ae (Ä): ohne Deutung. Vielleicht eine größere nasse Wiesenfläche.
Schwalbensterz: vielleicht ein Stück Land, das einem Schwalbenschwanz glich.
Hamerkamp: eingezäuntes Land. Evtl. Hammerkamp, Hammerteich. evtl. Wassermühle.
Winterlet, Winterlit: alte Bezeichnung wäre besser Lyt oder Leyt nach alter Schreibweise. Es bezeichnete Abhänge von Wald von der Höhe bis ins Tal.
Hellepütt: alte Bezeichnung für einen Brunnen. Könnte mit Hölle in Verbindung gebracht werden.
Schreven Nocken: Nocken waren unfruchtbare Ländereien aber auch kleine Wäldchen. Vielleicht war der Besitzer ein Schreven, der in Küntrop wohnte, (öfter in Neuenrade).
Wiebusch: ist nicht zu deuten. Kleines Wäldchen.
Friedrichstal: Bedeutung liegt im Wort.
Schütteloh: Rinder, Schweine, Schafe, die in fremden Dorfweiden oder Wälder angetroffen wurden, trieb man in Ställe, Weiden, Kämpe (Schüttekoven) bis sie vom Eigentümer gegen Erstattung von Strafgeldern wieder abgeholt werden konnten.
Düsterloh: Loh ist eine alte Bezeichnung für Wald. Ein düsterer Wald also. Könnte auch mit der alten Neuenrader Kaufmannsfamilie in Verbindung gebracht werden.
Quadmieke: ist nicht zu deuten.
Am Reitgange: Bedeutung liegt im Wort.
Bei den Erlen, oft Eiern: Bedeutung liegt im Wort,
Auf Geven: könnte es nicht besser heißen „Auf Gevern“. Dann wäre die Bedeutung klar.
An der Heerstasse: Strasse nach Neuenrade. Bedeutung liegt im Wort.
Mühlengraben: Bedeutung liegt im Wort.
An Bultenberg: Bedeutung liegt im Wort.
Auf der Wiese: Bedeutung liegt im Wort.
Drostenfeld: wahrscheinlich nach dem Drosten von Neuenrade genannt, der sich viele Felder aus der Gevener Mark, bzw. von der Feldmark von Küntrop aneignete. Droste Dietrich Stepfan von Neuhof zu Pungelscheid 1694 war Besitzer in Neuenrade von der Mühle hinterm Wall, das neue Haus hinter der Stadt, pachtete Berentrop, Remelshagen, Rudolfskamp, war also Großgrundbesitzer, Besitzer von 8 Osemundhämmern.
Am Roderwege: der Weg wird wohl mit Rodung zu tun haben.
Hümling (Hümli): kann nicht erklärt werden.
In der Weiste: deutet darauf hin, dass dort ein Dorf, ein Hof wüst gelegen hat. Also verlassen worden ist.
Hexentanzplatz: Wie von Neuenrade berichtet wird, sind dort Verbrecher gehängt worden. Ihre Seelen sind noch zur Ruhe gekommen. Es könnte auch wirklich mit der Hexerei zu tun haben. Bemerkenswert ist das von diesen im Mittelalter wichtigen Straßenkreuzung 5 bzw. 6 Wege abgehen.


Küntrop

1068 ist die Zahl, unter der Küntrop zum ersten Mal urkundlich genannt wird. Das Dorf Kukuncthorpe (Siedlung des Kuginc) gehört zum Besitz des Klosters Werden, ist dort neben anderen aufgeführt. Es ist also älter als die Stadt Neuenrade. Die Orte mit den Grundwörtern, -trop und -inghusen wurden vom um 864 schon erwähnten Balve hönneaufwärts besiedelt. Die „Gevener Mark“ hatte nach ihrer Markenrolle im 14. Jahrhundert 6 Haupthöfe von oberhalb Balve über Garbeck bis zur Hönnequelle. Natürlich sind die Höfe viel älter. Das zerstörte Gevern ist heute noch als Flur und Mühlenname bekannt. Die Insel wird oft als Haupthof und als Burg genannt. Das Überbleibsel, Insel und Burggraben ist flächenmäßig so klein, dass dort wohl nur ein kleiner Hof bestanden hat, eine Burg wohl schon gar nicht, wie wir sie heute kennen.
Der Haupthof Blintrop der Gevener Mark gehört 1266 zum Kölner Severinsstift. Aus Gevern und Rade hat wahrscheinlich der Erbauer der Stadt Neuenrade, der Droste Gerhard von Plettenberg die Bürger in die Stadt gezogen. Die meisten Neubürger kamen aus dem Altendorf, das allein 10 Höfe laut Markenrolle von 1366 hatte. Engelbert der Dritte zerstörte die Burg Gevern und verlieh Rode 1355 das Stadtrecht. Aber schon 1500 waren das Dorf Gevern, Dorf Brockhausen und Hof Ruingen nicht mehr aufgeführt in der neuen Markenrolle von Gevern. Brockhausen, das
wie auch Gevern, von Egelbert dem Dritten  zerstört wurde, lag brach. Ruinen standen noch als 1742 bei einem Wettersturz alles weggeschwemmt wurde. Heute ist alles nur noch von Wiesen bedeckt.
Unter den Haupthöfen war auch Freientrop bei Küntrop, heute geteilt in zwei Höfe, Allehof und heute Kühling, damals vielleicht im Besitz vom Geschichtsschreiber Leyvold von Nordhof.
Die Sondern (Waldgebiete oder auch- stücke) alle Haupthöfe hatten ihn Besitz ??? sind uns heute noch bekannt durch die von Freientrop und Küntrop (Heute Küntroper Wald). Die Nutzungsrechte (sogenannte Echtworte) hatten außer Küntrop auch Oventrop und Freientrop. Sie sind in der Markenrolle von der Gevener Mark aufgeführt.

 

item tho Oventrop in der Kerke tho Altena gehörig 1 Echtwort
item tho Nieren Freysendorf 1 Echtwort
item Friehof tho Nieren Freysendorf 1 Echtwort
item Brone von Küntrop 1 Echtwort
item das langscheder Guth tho Küntrop 1 Echtwort
item das Ketteier guth tho Küntrop 1 Echtwort
item Woestenhof tho Küntrop 1 Echtwort
item Schaden guth tho Küntrop 1 Echtwort
item Vebelen guth tho Küntrop 1 Echtwort
item des Steinwerten tho Küntrop 1 Echtwort
Item das Freiguth,so Hans vorm Kerkhofe heft 1 Echtwort
item uf der Sollpotten hefft Gerstkamp 1 Echtwort

 

Das sind die Namen der Höfe, wie sie zum ersten Male in ältester Zeit vor dem Jahre 1350 aufgeschrieben wurden. Allerdings fehlt der Haupthof von Freisendorf, den es damals schon gegeben hat.
Bemerkenswert ist, dass ein Friedhof in Freientrop und ein Freyguth in Küntrop bestand, und wenn von einem Kerkhofe geschrieben wird, dann dürfte um diese Zeit vor 1350 eine Kirche eher eine Kapelle bestanden haben, wenn auch eine Urkunde von 1427 vorhanden ist. 1777 erfolgte ein Neubau.
Es waren also in Küntrop mindestens 8 alte Bauerngüter, und eins davon war ein Freigut. Es hatte also keinen Obereigentümer, dem der Bauer Pacht zu zahlen hatte. 1631 gab es in Küntrop 13 Steuerpfichtige:
Stüveken, Timmermenn, Boukmann, Musskert, Schmidtmann, Kordts, Kesebergh, Beuner, Kempmann, Dalmann, Dolbergs, Kaldthoifund Schloitmann.

Aber auch schon I565 gab es Bauern, die Steuern bezahlen mussten:
Thönis Stöveken, Cordt Listingk, Jürgen Vorhoizjhönnis Ghlemmer, Johann Kersberg, Hensken Maess, Blessien Bonner, Hensken Dalmanns, Thönis uf den „Auver“, Kempen, Henrich Schoff, Johann Kessberg der alde, Thönis uff den Kerssenkamp, Thönis in den Schmitten, Heinemann nunc Godert Muschert, Herrmann Schotte, Jurgen uff der Worth, Metten Ennecken. Rennolt Bomers Fraw und der Dorfscheper.

In Freientrop waren Folgende Steuerzahler:
Hanss zu Oventrop, Berndt Than, Herman Severin, Johann Kulingk, Lambert Kulingk, Tigges Thann, Johann in dem Piper, Sensis uff dem Aldenhoeve.

1429 wurde Nyenrod nachts „vuergeschoten und vortrefflich gemaket und verbrannt“. Der Wiederaufbau dürfte vor 1445 vorgenommen worden sein. Der Gevener Markenverband verlief von oberhalb Neuenrade bis nahe Balve. Sein Holzgericht -es wurde viel Holz gebraucht für den Wiederaufbau und für Holzkohle zur Eisengewinnung und Schmiedehämmer- tagte in Küntrop auf kurkölnschen Boden. Geladen waren die Städte Neuenrade, Balve, die Teilhaber aus den Markenrollen von Gevern und Balve. Neben anderen Dörfern erhielt Freientrop und Küntrop für 16 Berechtigte 27 Echtwort, der Haupthof Freientrop 19 Echtwort. Der Hof Rünigen bei Freientrop wird nicht mehr genannt.
Alte Höfe -die Besitzer konnten schon wechseln, aber die alten Namen blieben, -sind Tanshoff, Severinshof und Kalthof (Schmöle). Dieser Hof gehörte schon in alten Zeiten zur Kapelle in Garbeck. Eine Übergabe oder ein Verkauf ist nicht festzustellen. Nach 1800 evtl. 1812 ist der Besitz verloren gegangen durch die Säkularisation. „Schulte unter den Linden“ ist ein Hof in Garbeck, von dem die Familie Schulte auf den Hof Oventrop kam. Die Familie führte später nur den Namen Oventrop. Durch Heirat des Wilhelm Lösse, Garbeck am 28.10.1813 mit der Katharina Plassmann geb. Wiemann von Niederstade kam zum Hof Lösse der Hof Oventrop. 1795 war Magdalena Lösse Besitzer des Hofes Oventrop gewesen. Da die Familie Lang in Garbeck erloschen war, heiratete Katharina Lang am 16.8.1740 den Heinrich Priggel vom Hof Priggel in Küntrop, dessen Nachkommen vor ein paar Jahren verstorben sind. Die Erbtochter Peterschulte-Waltermann heiratete am 26.6.1717 den Anton Stüken von Küntrop, der den Namen Waltermann weiterführte. Der dritte Hof in Leveringhausen war der Hof Spiet.
Die Erbtochter heiratete am 5.2.1825 den Johann Wilhelm Timmermann aus Küntrop. In der nächsten Generation entstanden durch Erbteilung aus dem Hof Spiet unter den beiden Töchtern die beiden Höfe Schweitzer und Rademacher. Nachkommen von Hof Schweitzer leben heute noch in Küntrop, Neuenrade, Balve und Braunschweig. Schweitzer in Garbeck haben mit dem Hof in Leveringhausen nichts zu tun.
1596 bestrafte der Balver Droste von Hatzfeld die Märker Bernd Severin und Tönnis Than mit 50 Talern. Die beiden waren es gewesen, die 1590 wegen eines Streites um die Markennutzung für Küntrop und Freientrop vor dem Neuenrader Amtsrichter Budde verklagt worden waren.
Um 1400 werden folgende Höfe genannt:

 

die Brone von Küntrop 1 Echtwert
das Langscheider Gut zu Küntrop 1 Echtwert
das Kettler Gut zu Küntrop 1 Echtwert
Woestenhof tho Küntrop 1 Echtwert
Schadengut tho Küntrop 1 Echtwert
Vebelen Guth tho Küntrop 1 Echtwert
des Steinwerten tho Küntrop 1 Echtwert
das Freyguth so Hanns vorm Kerkhofe heft 1 Echtwert
uf der Sollpotten heft Gerskamp 1 Echtwert


Aus einer anderen Liste von 1565 mussten folgende Bauern Steuern zahlen:
Thonis Stöveken, Cortd Listingk nunc Thönnis, Jürgen Vorholz, Thönnis Ghlemmer, Johann Kerssbergh, Hensken Maes, Blesien Bonner, Hensken Dahlmanns Fraw nunc Sensis, Thönnis uf den Kempen, Heinrich Schoffs Kinder, Johan Kessberg der alde, Thönis uf dem Kerssenkamo Fraw, Thönnis in den Schmitten, Heinemann nunc Godert Muschert, Herman Schotte, Jurgen uff der Worth, Metten Enneken, Rennold Bommers Fraw, Dorffscheper.

Steuerlisten I565 von Freientrop:
Berndt Than, Hermann Severin, Johan Kulingh, Lambert Kuling, Tigges Than, Johan in dem Piper, Sensis uff dem Aldenhoeve.

Der Allehof hatte die geringste Steuer zu zahlen. Heute, nach dem Umbau 1912-1913 durch eine Firma Termier aus Lüchteringen an der Weser, ist er ein sehenswerter Hof.
1730 konnte Severin vom Severingshof seinen Hof von Altenaer Rechten freikaufen.
1714 verkaufte die Kirche zu Neuenrade ihren Hof an Remmerts für 180 Taler. Fuderholz kaufte 1741 die Obereigentumsrechte vom Bürgermeister König in Schwerte.
Interessant ist auch der Kauf eines Stück Landes von Tönnis Cordes vom Oventrop. Da auf diesem Land das Huderecht lag, mussten I607 Berendt Süveken, Johann Tigges Than, Hermann Kulingh, Johann Muschert, Tönnis Kessbergh, Jörgen Fuderholz für ganz Freientrop und Küntrop darauf verzichten.

Seit 1852 lagen Neuenrade und Balve an der täglichen Personen-Post Altena-Arnsberg.1860 hob man die Haltestelle Küntrop zu Gunsten einer neuen im Dorf Freientrop im Hause des Gastwirtes Kühling (Bültmann) auf. 1912 wurde die Pferdepost eingestellt, und in Küntrop im Hause Muschert eine Post eingerichtet. Tante Muschert, freundlich, behäbig, korpulent, gewissenhaft war bis in die zwanziger Jahre immer auf Trapp. Bei ihr konnte man schon telefonieren.

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