Das Sauerland
Dat Süerland
Quelle: Bernhard Schweitzer, Braunschweig
Geographische und klimatische Umstände spielen bei der Namensgebung oft eine Rolle. Das Sauerland war in früherer Zeit längst nicht so kultiviert und entwässert, wie es sich heute darbietet. Vielmehr waren besonders die zur natürlichen Entwässerungsneigung des Gebirges quer verlaufenden Täler sehr versumpft, was sich auch aus den Flur- und Ortsnamen ablesen lässt, wie Bruchhausen, im Brauke, Haus Bruch, Kruberg und Kracht. Letzteres bedeutet auch Sumpf und hat noch gebräuchliche Entsprechung im holländischen Graacht, Grundbedeutung Graben. Ein früher viel gebrauchtes Wort für Sumpf und unreines Gewässer ist „Sud“, im rheinischen als „Sod“ noch heute für Abwässerrinnen auch in „Absud“ und „Sodbrennen“ noch erhalten. Daher erhielt das Gebiet den Namen „Sudland“, das nur über Berghöhen zu befahren war. In dem Geleitbrief des Papstes für Bonifatius werden neben den sonst bekannten Stämmen die „Suduosi“ besonders benannt. Darunter sind nur die Bewohner des „Sudlandes“ zu verstehen. „Sauerland“ hat also weder mit sauer noch mit Süden etwas gemein, sondern bedeutet trotz des gebirgigen Charakters einfach Sumpfland. Unter Friedrich Wilhelm I. setzte eine Flut von Gesetzen zum Wegebau ein. In der Wegeordnung für die Grafschaft „Mark“ eine Mindestspurbreite von 24 bis 28 Fuss, „im Suderländische Theile“ dagegen 12 bis 14 Fuss. 1434 machte Graf Gerhard von der Mark den Röttger von Neuhoff bei Lüdenscheid zum Amtmann von Breckerfeld und des ganzen märkischen „Süderlandes“. Wenn man dieses Süderland in Plattdeutsche übersetzt, kommt man zum „Suiderland“. Und dann ist es nicht weit bis zum „Siuerland“ = Sauerland.
Wo liegt das Sauerland?
Bericht eines Reisenden aus dem Jahre 1858.
Ich hatte mir eine Fußtour von Göttingen durch das Hessenland und das Sauerland nach Köln vorgenommen. Was man damals unter Sauerland verstand, war unklar, man nahm allgemein an, es sei der gebirgige Teil des südlichen Westfalens mit Ausnahme des Siegerlandes. Ich begab mich mit Stock und Ränzel ausgerüstet auf die Wanderschaft. Nachdem ich das Hessenland und Waldeck durchwandert hatte, kam ich nach Marsberg oder Stadtberge im Kreis Brilon. Hier im Diemeltal, wo die Gebirgsformen schon ein wildromantisches Gepräge zeigen, glaubte ich im Sauerland zu sein und gab meiner Meinung dem Wirt gegenüber auch Ausdruck. Dieser sah mich erstaunt an und fragte mich, woher ich sei. „Aus dem Braunschweigischen“, so sagte ich, „Dann können Sie auch nicht wissen, wo das Sauerland ist. Wohin geht die Reise, wenn ich fragen darf?“ „Nach Köln über Brilon und 0lpe.“ „Donnerschlag“, sagte der Wirt, indem er meine Fußausrüstung eingehend musterte, „das ist noch ein weiter Weg, dahin werden Sie mit Ihren Studentenschuhen wohl nicht kommen, da müssen Sie solche Schuhe haben“, und zeigte dabei auf seine derben mit Nägeln beschlagenen Stiefeln. „Wenn Sie nach Brilon kommen, vier Stunden von hier, dann sind Sie im Sauerlande“.
Ich wanderte dann am nächsten Tage nach Brilon in immer mehr ansteigende Regionen, sodass ein Sinken der Temperatur zu bemerken war. Da ich gehört hatte, dass das Sauerland ein rauhes Klima haben sollte, glaubte ich, im Sauerland zu sein. Zu meinem grössten Erstaunen dachten aber die Briloner anders. „Wissen Sie, junger Mann“, sagte der Wirt, und die Gäste nickten Beifall. „Brilon gehört eigentlich noch nicht zum Sauerland, aber es liegt an der Grenze, wenn Sie nach Westen über den Berg gelangt sind, kommen Sie ins Ruhrtal nach Bigge. Da, wo viel höhere und steilere Berge sind als bei uns, da ist das richtige Sauerland“. In dieser Beziehung hatten die Briloner jedenfalls Recht, denn hat man die Höhe zum Ruhrtal bei Bigge und Olsberg erreicht, bietet sich ein prächtiges Bild imposanter Gebirgsformen. Dass hier das richtige Sauerland sein müsste, erschien mir bombensicher. Ich stieg ins Tal hinab und kehrte in einem Gasthaus in Bigge ein. An den Wirt stellte ich die Frage, ob hier das richtige Sauerland sei. Er gab mir mit einem langgezogenen „Ja“ Antwort, dass die Gegend allerdings zum Sauerland gehöre, das eigentliche Sauerland aber in der Gegend von Olpe jenseits der Lenne zu suchen sei.
So pilgerte ich dann weiter und gelangte endlich mit zerrissenen Schuhen nach Olpe zum Mittelpunkt des angeblichen eigentlichen Sauerlandes. „Hier bin ich wohl mitten im Sauerland“, fragte ich den behäbigen kleinen Wirt. „So“, sagte der Wirt, „wer hat Ihnen denn gesagt, dass Olpe mitten im Sauerlande läge? Da hat man Ihnen doch einen gehörigen Bären aufgebunden“. Als ich ihm dann meine Wanderung mit den verschiedenen Ansichten über das Sauerland mitgeteilt hatte, lachte er laut und fing an platt zu sprechen:“ Niu kik mol, diese Windbüls van Suerlänner, dei het Uch gehörig den Pickel vull luagen. Menske, Sai häwet jo dat ganze Süerland dörspauket, dat legget an der anderen Seite der Lenne un widder dör dat Märkische bit no Hagen, do is der Ingang taum Süerlanne“.
Süerland, könn iek die molen
Von Theodor Pröpper, Balve
Süerland könn iek di molen
bat gaffte dat en Bild sau feyn?
Diusend Farwen woahl iek bröchte,
wöll iek molen, bui iek möchte,
all deyner Schoinheit bunten Scheyn.
nit ain Bild bläus, diusend Biller,
söuviel et möchte sieker seyn!
goiek vöärwes un terügge,
Biller saih iek, ümmer nigge.
bat bröcht iek do föäm Pinsel leyn!
Bö sik bläus ne Strote krümmet
do lochtet aners deyn Gesicht. –
Doch borüm sall iek di prohlen,
gloiv, iek kann di doch nit molen.
bis schönner biu en schoin Gedicht.
Treck döärt Land met oapenen Aeugen,
drink mi an deynen Billem satt.
Keyk se an bey Nacht im Dräume.
riusket sacht de Wind im Bäume
un verwahr se bui deön Weyn im Fatt.